Die Vermögenden dieser Welt werden immer reicher. Sie müssen stärker besteuert werden, auch um für mehr Klimagerechtigkeit zu sorgen.
Das Tempo, in dem Superreiche ihr Vermögen vermehren, ist beispiellos. Allein in den vergangenen zwei Jahren der Pandemie konnten die zehn reichsten Männer der Welt ihren Reichtum verdoppeln. Würden sie all ihr Geld in US-Dollarnoten stapeln und sich daraufsetzen, säßen sie 165.173 km hoch im All, fast auf dem halben Weg zum Mond. Von diesen Zahlen und astronomischen Dimensionen geht eine im Jänner veröffentlichte Studie der Entwicklungsorganisation Oxfam aus.
Auch in Österreich haben die 100 Reichsten, unter ihnen 46 Milliardär*innen, weiter Vermögenswerte anhäufen können. Im Pandemiejahr 2021 ist ihr finanzieller Besitz um 14 Prozent angewachsen – jener der Milliardär*innen sogar um 28 Prozent. Das zeigen Berechnungen der globalisierungskritischen Organisation Attac.
Im Wachstum begriffen sind zudem die Gehälter der Vorstandsvorsitzenden der im wichtigsten österreichischen Aktienindex ATX notierten Unternehmen. Laut Berichten der Arbeiterkammer benötigen sie knackige fünf Werktage, um das Median-Jahreseinkommen einer/eines österreichischen Beschäftigten zu verdienen: Der sogenannte „Fat Cat Day“ wurde in Österreich dieses Jahr inklusive Feiertage bereits am 8. Jänner begangen.
Als gäb’s kein Morgen. Zurück ins Weltall: Die monetäre Unverhältnismäßigkeit schlägt sich in der Ressourcennutzung und dem daraus resultierenden ökologischen Fußabdruck nieder. Ein einziger Trip ins Weltall mit Elon Musks Firma Space X verursacht mehr CO2-Emissionen, als ein Mensch aus der ärmsten Milliarde der Welt in einem ganzen Leben erzeugt.
Die Freiheit mit privater Raumfahrt, Yachten, Flugzeugen und Luxusvillen weiter die Umwelt zu zerstören und das Klima anzuheizen, ist also keine Privatsache. Im Gegenteil. Steigende Emissionen haben in vielen Weltgegenden, allen voran im Globalen Süden, bereits zur Verringerung der Lebensqualität geführt.
Tax me now. Deshalb müssen Regierungen in ihren Maßnahmen für Klimagerechtigkeit an die Superreichen denken. Das fordert u.a. Tim Gore, Experte für kohlenstoffarme und zirkuläre Wirtschaft vom Institut für Europäische Umweltpolitik. Für ihn gehören dazu eine Einschränkung des CO2-Verbrauchs für Luxusgüter wie auch die Begrenzung klimaintensiver Investitionen sowie von Aktienbesitz in der Öl-, Gas- und Kohleindustrie.
Was es braucht, ist ein Deckel. Diese absurd hohen Vermögenswerte müssen steuerlich umverteilt werden – für das Gemeinwohl, für Investitionen in eine klimagerechte Zukunft für alle.
Derweilen werden Vermögende selbst aktiv: Mehr als 100 Superreiche aus neun Ländern haben sich in Initiativen wie Patriotic Millionaires, Millionaires for Humanity und Tax Me Now zusammengeschlossen. Sie fordern mehr Steuergerechtigkeit und progressive Steuersysteme, die jene konsequent mehr beitragen lassen, die mehr haben. Hierzulande wäre die Wiedereinführung der 2008 abgeschafften Erbschaftssteuer jedenfalls ein Anfang.
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